Starker Schulterschluss von Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialressort: NÖ Modellprojekt „Soziale Produktion“ wird weiter ausgebaut
Das österreichweite einzigartige Modellprojekt einer nachhaltigen Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen mit Sozialbetrieben wird in Niederösterreich weiter ausgebaut. Bei einem Besuch in der Emmausgemeinschaft in St. Pölten zeigten sich die zuständigen niederöstereichischen Landesräte Mag. Barbara Schwarz (Soziales), Dr. Petra Bohuslav (Wirtschaft) und Dr. Stephan Pernkopf (Umwelt) von diesem nachhaltigen Projekt und seinen Entwicklungschancen begeistert. „Sozialinitiativen und –projekte bieten viele nachhaltige Produkte und Dienstleistungen an. Durch gezielte Vermittlung wird dieses Angebot für öffentliche und private Auftraggeber erweitert und soll über den Ansatz der ‚Sozialen Produktion’ in Zukunft verstärkt genutzt werden“, sind die drei NÖ Landesräte überzeugt.
„Soziale Produktion“ ist ein in Niederösterreich von drei Landesabteilungen (Umwelt, Wirtschaft, Soziales) in Public-Private-Partnership (PPP) mit der KOMUNITAS OG entwickeltes Modellprojekt regionalen Wirtschaftens mit sozialer Komponente. Sozialbetriebe des 2. und 3. Arbeitsmarktes stellen unter fachlicher Begleitung nach nachhaltigen Kriterien mit Engagement und Kreativität Qualitätsprodukte für privatwirtschaftliche und öffentliche Auftraggeber her. Bedürfnisse und Chancen dieser Zusammenarbeit wurden in zahlreichen Praxisbeispielen erprobt. Die Ergebnisse zeigen, dass alle Beteiligten vom Modell der „Sozialen Produktion“ profitieren:
- Sozialbetriebe und dort beschäftigte Menschen generieren dadurch höhere Eigenerwirtschaftung, sinnerfüllte Arbeit und ein breiteres Angebot zur Qualifikation der MitarbeiterInnen.
- Wirtschaftsbetriebe und öffentliche Einrichtungen erhalten sinnvolle, CSR-gerechte Produkte und Dienstleistungen aus der Region statt Billig-No-Name aus Fernost.
- Dem Umweltgedanken wird durch Recycling oder sogar Upcycling von betrieblichen Abfällen zu neuen Qualitätsprodukten und durch Unterstützung für Öko-Design von Neuprodukten Rechnung getragen.
Realisierte Projekte
Sowohl im Bereich der öffentlichen Auftraggeber als auch im privatwirtschaftlichen Bereich wurden im Wege der sozialen Produktion zahlreiche nachhaltige Projekte und Produkte entwickelt. So entstand beispielsweise ein Erdfarben-Malkasten samt nachhaltigem Bestell- und Versandsystem für Schulen sowie das Projekt „Mülltonnen-Recycling“ (Fertigung von Recycling-Schneeschieber aus alten Mülltonnen). Bei den Projekten aus der Privatwirtschaft reicht die Palette von der Verarbeitung von LKW-Planen zu Taschen, Zerlegung und Revitalisierung von Bildschirmgeräten und Computern im Rahmen eines „Sozialen Computerkreislaufs der Region“ bis zur Entwicklung von Designprodukten aus verschiedenen Betriebsabfällen.Bisher wurde mit den Projekten der „Sozialen Produktion“ ein Volumen von weit über 300.000 Euro bewegt.
Gute Zusammenarbeit als Basis für Erfolg
Eine Grundlage des Projekterfolges ist die enge Zusammenarbeit der zuständigen Landesräte bzw. Fachabteilungen und der KOMUNITAS OG in Form der Arbeitsgemeinschaft „Soziale Produktion“. Träger des inzwischen als „Leuchtturmprojekt der österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie“ (ÖSTRAT) anerkannten Projektes ist die Abteilung Landentwicklung. Im Rahmen von EU-Projekten soll die Idee der „Sozialen Produktion“ gemeinsam mit weiteren Bundesländern, mit Ungarn und später im ganzen Donauraum weiter entwickelt und vernetzt werden.
Umweltlandesrat Pernkopf: „Die aus dem Bereich Umwelt und Bodenschutz stammende Projektidee der „Sozialen Produktion“ ist eine gute Möglichkeit, Vorteile für alle Mitwirkenden zu erzielen. Gerade in Zeiten globaler Wirtschaftskrisen liegt es klar auf der Hand, dass eine saubere Umwelt allein nicht ausreicht. Es braucht sinnvolle Arbeit und regionale Wertschöpfung für ein auf Dauer lebenswertes Leben“.
Wirtschaftslandesrätin Bohuslav: „Sozialbetriebe erledigen seit vielen Jahrzehnten Aufträge von Wirtschaftsbetrieben und öffentlichen Auftraggebern. Neu und für alle Beteiligten erfolgversprechend ist der Ansatz des gemeinsamen Erarbeitens optimaler Möglichkeiten. Ziel ist es langfristig, die Zusammenarbeit von Unternehmen mit Sozialbetrieben zu erweitern. Es gilt dabei, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen in guter Qualität zu entwickeln und ihre Marktfähigkeit zu fördern.“
Soziallandesrätin Schwarz: „Es geht darum ein tragfähiges Netzwerk aufzubauen, das die steigende Nachfrage nach sinnvollen Produkten und Leistungen von Sozialbetrieben für einen wachsenden Kreis an Interessenten aus Wirtschaft und Öffentlichkeit erfüllen kann. Das spürbare Engagement der Beteiligten ist eine gute Grundlage für eine Erweiterung des Projekts nach dem Motto Wertschöpfung durch Wertschätzung!“
Wissenschaftliche Begleitung
„Soziale Produktion bedeutet bewusste Kooperation der Akteure auf Augenhöhe. Wirtschaftsbetriebe, öffentliche Einrichtungen und Sozialbetriebe müssen in Beziehung zueinander treten damit das kreative Potential auch abgerufen werden kann“ sagt Franz Rybaczek von der KOMUNITAS OG, die das Modell entwickelt hat. Dazu ist auch ein wissenschaftliches Begleitprojekt mit dem ÖIN (Österreichisches Institut für Nachhaltige Entwicklung) geplant. Ende März 2012 soll in St. Pölten eine internationale Fachtagung zum Thema „Soziale Produktion“ stattfinden. Als kleiner, aber wichtiger Baustein auf dem Weg, Ressourcen sinnvoll zu nützen und sorgsam zu schützen, Dinge und Menschen wertzuschätzen.
Nachfolgend finden Sie einige Bilder des Besuches der 3 Landesräte bei Emmaus St. Pölten am 24.11:
Fotos © ARGE sozial produziert / Nadja Meister 2011
Starker Schulterschluss von Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialressort: 16.Feb.2012 Teilen Tweet